Pressespiegel 201940 vom 03.10.2019

 

Polen-Pressespiegel 40/2019  vom 03.10.2019

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13. Oktober 2019 –
Die Parlamentswahlen in Polen

BEI DEN PARLAMENTSWAHLEN IN POLEN SIND ALLE BÜRGER AB 18 JAHREN WAHLBERECHTIGT. GEGENWÄRTIG SIND ES ÜBER 30 MILLIONEN MENSCHEN, WAS ÜBER 80% DER BEVÖLKERUNG DES LANDES AUSMACHT.


oko.press

Macron: „Polen torpediert den Kampf gegen die Klimakatastrophe.“ Morawiecki: „Wir vollbringen große Anstrengungen.“ 

 

Der französische Präsident sagt, wie es ist – 2018 wurde Polen an die Spitze der größten Verursacher in der EU befördert, und die PiS-Regierung prahlt damit, die Klimaziele der EU zu blockieren. Morawiecki erklärt dies mit „polnischen Realitäten“ und betont seine eigenen „Erfolge“, deren Auswirkungen auf den Kampf gegen die bevorstehende Katastrophe verschwindend gering oder gar nicht vorhanden sind.

„Wenn es ein Land gibt, das alles blockiert, dann ist es Polen“, sagte Emmanuel Macron am Montag, den 23. September 2019, in einem Interview mit Journalisten: Der von der Tageszeitung Le Parisien auf dem Weg zum UN-Gipfel in New York befragte französische Präsident erklärte, dass es ihm die polnische Regierung schwer mache, die Klimakatastrophe zu bekämpfen. Auf die Frage nach den Klimamärschen am Freitag (20. September) richtete sich Macron an die jungen Menschen: „Sie sollten nach Polen gehen, um zu protestieren! Sie sollten mir helfen, diejenigen zu mobilisieren, die zögerlich sind.“ Und es stimmt, Polen kann sich nicht mit Erfolgen im Kampf gegen den sich rasch verändernden Klimawandel rühmen. Im Gegenteil, wir hatten bisher viele Misserfolge. Wir sind einer der größten Emittenten von Kohlendioxid in der EU und wir sind die am schnellsten wachsenden Emittenten in der Union; auf dem EU-Gipfel in Brüssel im Juni 2019 blockierte die PiS-Regierung zusammen mit der Tschechischen Republik, Estland und Ungarn die Annahme einer Bestimmung, die 2050 als Zieljahr für die EU festlegt, um eine vollständige Klimaneutralität zu erreichen; Experten der Europäischen Kommission hielten die neueste Version des polnischen Nationalen Plans für Energie und Klimawandel für unzureichend ambitioniert und zu wenig konkret.
Premierminister Mateusz Morawiecki reagierte am Dienstag, den 24. September, auf die Äußerungen von Macron: „Präsident Macron liegt mit seiner Einschätzung der polnischen Klimaschutzpolitik falsch“, sagte er. Błażej Spychalski, der Sprecher von Präsident Duda reagierte mit beleidigtem Nationalstolz ebenfalls auf Macrons Erklärung. „Ich möchte Präsident Macron bitten, sich mehr auf die Probleme seiner Innenpolitik und weniger auf die Ereignisse in Polen zu konzentrieren. Wir benötigen keine Belehrung des französischen Präsidenten. Wir kommen ganz gut zurecht, wir sind erfolgreich im Kampf gegen den Klimawandel“, sagte er am Mittwoch, den 25. September, im polnischen Radio 24.
Was sind das für Erfolge? „Polen hat seine Verpflichtungen aus dem Kyoto-Protokoll mit einem enormen Überschuss erfüllt. Wir verminderten um mehr als 30 Prozent, und damit in diesen etwa 20 Jahren deutlich mehr als unsere Verpflichtungen“, erklärte am Dienstag der Premierminister. „Polen ist eines der wenigen EU-Länder, das es bei einer so dynamischen Wachstumsrate (derzeit durchschnittlich 5% pro Jahr) geschafft hat, die CO2-Emissionen zwischen 1988 und 2017 deutlich zu reduzieren (um etwa 30%). Wir wünschen unseren Partnern ähnliche Erfolge“, schrieb die polnische Botschaft in Paris auf Twitter. Das ist das Narrativ, dass die PiS-Politiker jedes Mal verwenden, wenn sie beweisen wollen, dass Polen tatsächlich ein Klimameister ist. Unterdessen verzeichneten wir bis 2012 eine Reduzierung der CO2-Emissionen um 30%. Bis 2018 gerechnet, beträgt sie nur 18%. Unsere Reduktion – im Vergleich zum Basisjahr 1990 – war gleichzeitig die niedrigste im gesamten ehemaligen Ostblock. Sie ist auch nicht auf die PiS-Regierung zurückzuführen. Es wurde einfach nach dem Fall des Kommunismus in den 90er Jahren in Polen die Schwerindustrie, die für den Großteil der CO2-Emissionen in den sozialistischen Ländern verantwortlich war, aufgelöst. In den letzten Jahren sind die Emissionen stark gestiegen. Polen ist heute einer der größten Emittenten von Kohlendioxid in der EU. Im Jahr 2018 überholten wir Frankreich in dieser Hinsicht und belegten in der EU den vierten, in Europa den fünften und weltweit den 19. Platz (mit einem Anteil von fast 1% an den globalen Emissionen). Wir haben auch den größten Anstieg der Emissionen aus allen EU-Mitgliedstaaten zu verzeichnen. Und einen der 16 größten der Welt.

Zsfg.: AV

https://oko.press/macron-polska-torpeduje-walke-z-katastrofa-klimatyczna-morawiecki-dokonujemy-ogromnych-wysilkow/?fbclid=IwAR1WMvwhy8TqGyBbFQW6-jCnb4PNQQErZhHk4jOhQoHHjyLDDxZ9KtdQ6wg

onet.pl

Ein Roman von Olga Tokarczuk auf der Liste der besten Bücher des 21. Jahrhunderts

 

Der Roman „Prowadź swój pług przez kości umarłych“ [deutsch: „Der Gesang der Fledermäuse“], für den Olga Tokarczuk ihre zweite Nominierung für den renommierten Booker Award erhielt, bekommt nicht nur hervorragende Kritiken in der ausländischen Presse, sondern wurde laut „Guardian“ auch auf die Liste der 100 besten Bücher des 21. Jahrhunderts aufgenommen.
Die Redaktion des „Guardian“ beschloss, die seit dem Jahr 2000 erschienenen Bücher, Debüts, Romane, Essays, historische Bücher und Erinnerungen, aufzugreifen und eine Liste der 100 besten Bücher zu erstellen, die bis heute veröffentlicht wurden.

Unser kleiner Erfolg ist der 75. Platz von Olga Tokarczuk für den Roman aus dem Jahr 2009 mit dem [deutschen] Titel „Der Gesang der Fledermäuse“, der im vergangenen Jahr auf dem britischen Markt in der Übersetzung von Antonia Lloyd-Jones erschien [englisch: „Drive Your Plow Over the Bones of the Dead“].
„In diesem existenziellen Ökothriller untersucht eine von William Blake besessene Exzentrikerin Morde an Menschen und Tieren in der polnischen Provinz. Tokarczuk, die Gewinnerin des International Booker Award, untersucht, wie atavistische männliche Impulse, die durch die neue rechtsgerichtete Europapolitik ermutigt werden, die Menschen, die menschlichen Gemeinschaften und die Natur bedrohen“, so die Begründung.

[…]

Der Roman „Der Gesang der Fledermäuse“ wurde für den diesjährigen Man Booker International Prize nominiert. Für dieses Buch wurde Olga Tokarczuk auch für den Preis der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung mit Sitz in London nominiert. Die Auszeichnung wird für die beste ins Englische übersetzte Literatur vergeben.

Die Handlung des Romans findet im Glatzer Kessel statt. Die Hauptfigur ist Janina Duszejko, einst Brückenbauingenieurin und jetzt Dorflehrerin für Englisch, Geografie und Hüterin der Sommerhäuser ihrer Nachbarn. Astrologie ist ihre Leidenschaft und alle Tiere sind ihre große Liebe. Wenn jemand ihnen leidtut, bittet Janina um Respekt vor Tieren, warnt vor sinnloser Zerstörung der Natur und erstattet sogar bei der Polizei Bericht, aber niemand kümmert sich um eine Frau, die glaubt, dass die Welt ein Spiegelbild dessen ist, was in den Sternen steht, und in ihrer Freizeit William Blake liest, den ihr Freund gerade übersetzt.
Eines Tages erfährt sie vom Tod eines benachbarten Wilderers, eines Rehmörders, dann vom nächsten Opfer … Eine Reihe von mehr oder weniger unerklärlichen Todesfällen nimmt zu, und es gibt keine Spuren im Schnee als nur tierische … Janina versucht die Angelegenheit mit ihren eigenen Methoden zu untersuchen. Sie hat ihre eigene Theorie über das Motiv und den Täter, aber die Polizei ignoriert sie und behandelt sie als eine harmlose Eigenbrötlerin.

Das Buch hatte seine polnische Premiere im Jahr 2009. Es wurde vom Wydawnictwo Literackie herausgegeben und für den literarischen Preis Nike 2010 nominiert. Basierend auf dem Buch entstand der Film „Pokot“ [deutsch: „Die Spur“] in der Regie von Agnieszka Holland und Kasia Adamik. Es ist eine Art „Moralischer Thriller mit einem kriminellen Rätsel“. Darsteller: Agnieszka Mandat, Wiktor Zborowski, Jakub Gierszał und Patrycja Volny. Der Film brachte Agnieszka Holland den Alfred Bauer Preis bei der Berlinale.

„Der Gesang der Fledermäuse“ Kritiken
Tokarczuks Roman bekam großartige Kritiken in der ausländischen Presse. „Die Tatsache, dass der Roman in Polen Kontroversen hervorrief, ist nicht überraschend. Der politische Kompass hat sich drastisch nach rechts gedreht, und die Rechte von Frauen und Tieren stehen unter Beschuss (…) Das Buch ist eine wunderbare Mischung aus Thriller, Comedy und politischer Dissertation, geschrieben von einer Frau, die außergewöhnlichen Intellekt und anarchistische Sensibilität vereint“, schreibt Sarah Perry in Guardian.

In der New York Times heißt es wiederum: „Dieses Buch ist nicht nur eine Kriminalgeschichte. Es ist ein philosophisches Märchen über Leben und Tod, das seine Geheimnisse preisgibt.“ Das Magazin nannte Tokarczuks Roman „wunderbar seltsam und märchenhaft mysteriös“.

Kirkus Reviews schreibt: „Tokarczuks Roman ist ein Festival der Verrücktheit und Exzentrizität, und die Stimmung des Buches, die sich von schwarzem Humor über Melancholie zu feiner Sensibilität ändert, ist schwer zu klassifizieren. Sie ist aber genau die Richtige. Tokarczuks lebendige Prosa scheint zu allem fähig zu sein. […]

„Teils eine Krimi-Geschichte, teils ein Märchen ‚Der Gesang der Fledermäuse‘ ist eine faszinierende philosophische Dissertation über die Tatsache, dass manche Kreaturen gegenüber den anderen privilegiert sind“, lesen wir im Time Magazin.
[…].

Zsfg.: JP

https://kultura.onet.pl/ksiazki/powiesc-olgi-tokarczuk-na-liscie-najlepszych-ksiazek-xxi-w-wedlug-guardiana/59edbsv?fbclid=IwAR1gii_apg6miq8RfPcQzz0QkCxywIfejG0xyVykgicxuyIPmvgKSQTVYv4

natemat.pl

Worum geht es in der Marian Banaś-Affäre?

 
Wer ist der neue Präsident des polnischen Obersten Rechnungshofs und wie viel ist sein Mietshaus wert? Wie wurde es zu seinem Eigentum? Was passierte in dem Haus? Wir erklären die Hauptgründe des Skandals um einen mit PiS verbundenen Beamten.

  1. Was ist der „Banaś-Affäre“ in einem Satz?

Die Affäre um Marian Banaś besteht darin, dass der Beamte in seiner Vermögenserklärung innerhalb von mindestens 19 Jahren sein Mietshaus in einer attraktiven Gegend von Krakau nicht erwähnte. In dem Haus betrieb sein Untermieter ein Sexbusiness (er vermietete Zimmer stundenweise) und das Mietshaus selbst war eine Sicherheit für die Rückzahlung eines Bankdarlehens für ein Unternehmen im Miteigentum des Sohnes von Marian Banaś, was ebenfalls in der Vermögenserklärung nicht vermerkt war.

  1. Wer ist Marian Banaś?

Marian Banaś ist der neue Präsident des Obersten Rechnungshofs, der Stelle, die prüft, ob die staatlichen Institutionen gesetzeskonform arbeiten und das Geld der Steuerzahler korrekt ausgeben. Banaś wurde am 30. August 2019 für eine Amtszeit von 6 Jahren ernannt. Seine Kandidatur wurde vom Parlament mit Stimmen von Politikern der PiS vorgeschlagen und angenommen. Im Jahr 2019 war Banaś drei Monate lang Finanzminister in der Regierung von Mateusz Morawiecki. Zuvor war er Leiter der Nationalen Steuerverwaltung (2017-2019) und Leiter des Zolldienstes (2015-2017). Während der ersten PiS-Regierung war Banaś ebenfalls Leiter des Zolldienstes (2005–2008) und Staatssekretär im Finanzministerium. Von 1992 bis 2005 war Banaś auch Mitglied des Obersten Rechnungshofs. Dort war er Mitarbeiter von Lech Kaczyński, des Bruders des PiS-Vorsitzenden Jaroslaw Kaczyński, der Präsident von Warschau und von Polen war.

  1. Woher hat Banaś das Haus?

Dies ist eine der Hauptfragen dieses Skandals, da Banaś ein Angestellter im öffentlichen Dienst ist und dennoch ein Mietshaus in einer attraktiven Gegend von Krakau besitzt. Wie kam es in seinen Besitz? Marian Banaś behauptet, er habe es von einem ehemaligen Soldaten der Heimatarmee bekommen.
„Vor 30 Jahren lernte ich einen ehemaligen Soldaten der Heimatarmee kennen, mit dem ich mich in den 1980er Jahren angefreundet hatte. 2007 übergab er mir ein altes Familienhaus mit lebenslangem Wohnrecht, das ich renovierte. Daher habe ich das Haus.“, sagte der Präsident des Obersten Rechnungshofs, ehemaliger Finanzminister.

Kommentatoren weisen darauf hin, dass vor 30 Jahren 1989 die Freundschaft beider Männer in rasantem Tempo aufgebaut werden musste. Sie betonen auch die Ähnlichkeiten zwischen der Art und Weise, wie Banaś sich bereicherte, und der Art und Weise, wie der Geistliche Tadeusz Rydzyk dies tat. Der Chef von Radio Maryja sollte zwei Autos von einem Obdachlosen bekommen, der bei der Lotterie über eine Million Zloty gewann.

  1. Wie viel verdiente Banaś mit der Vermietung des Hauses?

Das 400 qm große Wohnhaus von Marian Banaś befindet sich im Krakauer Stadtteil Podgórze in der Krasickiego-Straße 24.
Banaś hat 3 bis 4 Tausend Zlotys monatlich für die Vermietung des Gebäudes bekommen. Dies ist ein äußerst niedriger Preis, wenn man die Lage und Größe der Immobilie berücksichtigt. Experten schätzen, dass der Marktwert für die Anmietung eines 400-Meter-Mietshauses in dieser Gegend von Krakau zwischen 100 und 200.000 Zlotys pro Monat liegt.

  1. Wie geht es weiter mit Marian Banaś?

Das Zentrale Antikorruptionsbüro prüft seit dem 16. April 2019 die Eigentumserklärungen von Marian Banaś für den Zeitraum 2015-2019. Das Ermittlungsverfahren wurde mehrmals verlängert, aber dies hinderte die PiS nicht daran, Banaś zum Finanzminister und dann zum Leiter des Obersten Rechnungshofs zu ernennen. Laut Sprecher des Büros Temistokles Brodowski soll das Verfahren in der zweiten Oktoberhälfte dieses Jahres abgeschlossen werden.
Marian Banaś gab am Montag auf TVP bekannt, dass er seine Tätigkeit beim Obersten Rechnungshof bis dahin einstellen werde. „Ich werde den Marschall um unbezahlten Urlaub bitten“, sagte der neue Präsident des Obersten Rechnungshofs.

Zsfg.: MB

https://natemat.pl/285371,afera-banasia-o-co-w-niej-chodzi-kamienica-w-krakowie-ak-i-dom-publiczny?fbclid=IwAR2iW3vDYYQEHIBQX6kDYg35HSnzBPIjQm7gMIo3D7mzixenw8r7K-L_NgE

oko.press

Die Regierung verheimlicht Daten über die zunehmende Verschuldung von Krankenhäusern. Warum die Wähler aufregen? 

 
Zum ersten Mal seit 2003 legt das Gesundheitsministerium keine Daten über die Krankenhausschulden offen. Es ist nicht schwer zu erraten, warum. Forscher der Warschauer Hochschule für Wirtschaft (SGH) haben einen Bericht über die finanzielle Situation kleiner Kreiskrankenhäuser erstellt. Es stellt sich heraus, dass bereits 90 Prozent der Krankenhäuser verschuldet sind.
Der von der Nationalen Vereinigung der Arbeitgeber der Kreiskrankenhäuser in Auftrag gegebene Bericht wurde am 17. September 2019 in Warschau während der Konferenz der Gewerkschaften im Gesundheitswesen und der Vereinigung der polnischen Kreise veröffentlicht.
Die Wissenschaftler analysierten Daten von 119 Einrichtungen aus den Jahren 2015-2019. Weil es in Polen ca. 240 Krankenhäuser gibt, kann gesagt werden, dass die Studie die Hälfte von ihnen betraf. Lassen Sie uns hinzufügen, dass Kreiskrankenhäuser derzeit etwa ein Drittel aller im Land hospitalisierten Patienten versorgen.
Der Bericht zeigt, dass die Anzahl der Betten in den untersuchten Krankenhäusern von rd. 29 tausend in 2015-2018 auf rd. 26,5 tausend dieses Jahr sank. Das ist unter anderem mit den neuen Standards für die Arbeit von Krankenschwestern verbunden. Gemäß dieser Vorschrift muss das Krankenhaus ab dem 1. Januar 2019 0,6 Krankenschwestern pro Bett in einer normalen Station und 0,7 Krankenschwestern pro Bett in einer chirurgischen Station beschäftigen. Und weil es in Polen nicht genug Krankenschwestern gibt, mussten einige Betten entfernt werden.
Andererseits hat sich die durchschnittliche Anzahl der in den letzten vier Jahren betreuten Patienten nicht verändert, was auf eine bessere Nutzung einer geringeren Anzahl von Betten hinweist. Von Januar bis Juli 2019 wurden in 118 Kreiskrankenhäusern insgesamt über 660.000 Patienten aufgenommen. In der Notaufnahme wurden über 526.000 Menschen behandelt.

Die Verluste wachsen rapide
In den Jahren 2015-2019 sind die Krankenhäuser nach Berücksichtigung aller Finanzergebnisse deutlich in den roten Zahlen. Aber, was besorgniserregend ist, die letzten zwei Jahre waren definitiv schlechter als die vorherigen.
So lag der Gesamtverlust der untersuchten Krankenhäuser im Jahr 2018 sogar 77 Prozent höher als vor einem Jahr! Die Situation in diesem Jahr verbessert sich nicht.
In den ersten sechs Monaten des Jahres 2019 brachten die Kreiskrankenhäuser solche Verluste, wie sie sie zuvor im ganzen Jahr „erarbeitet“ hatten.
Als die PiS vor vier Jahren an die Macht kam, beliefen sich die Gesamtschulden von 118 Kreiskrankenhäusern aus dem Verkauf von Dienstleistungen auf fast 200 Mio Zlotys. Ende dieses Jahres dürfte dieser Verlust das Dreifache betragen.
[…]

Woher kommen diese Schulden?
Krankenhausdirektoren sehen die Schuld bei der rücksichtslosen Einführung der sogenannten Krankenhausnetzwerke und insbesondere der fehlerhaften Krankenhausfinanzierung.
Krankenhäuser erhalten Geld für ihre Aktivitäten auf der Grundlage der in der Vorperiode erbrachten Dienstleistungen. Das Problem ist, dass das Ministerium keine Erhöhung der Einzelbewertungen vorhergesehen hat. Unterdessen ist der laufende Betrieb von Krankenhäusern von Monat zu Monat buchstäblich teurer. Energie, Dienstleistungen, Reinigung, Catering sind teurer.
Zudem steigen die Gehälter stetig, vor allem die Gehälter der Ärzte, um die die kleinen Krankenhäuser gezielt werben müssen. Das Ministerium erklärte sich damit einverstanden, die Zahl der Beschäftigten für einzelne Gruppen zu erhöhen und die Verantwortung für die Zahlung höherer Löhne in die Krankenhäuser zu verlagern, ohne diese mit mehr Geld auszustatten.
Krankenhausdirektoren haben verschiedene Möglichkeiten, um das Krankenhaus zu retten. Sie nehmen Kredite bei Banken auf, fordern Geld von lokalen Regierungen, die diese Einrichtungen besitzen, und sie aufrechterhalten möchten.
Seit Monaten stellen sie fest, dass die Sätze für Dienstleistungen im Gesundheitswesen um etwa ein Dutzend Prozent angehoben werden müssen, um die steigenden Kosten zu kompensieren. Obwohl das Ministerium und der Nationale Gesundheitsfond einer Aufstockung kürzlich zugestimmt hatten, waren es nur 3-4 Prozent. „Das ist definitiv nicht genug“, sagen die Direktoren.

Modernisieren oder überleben?
Die Ankündigung, den Mindestlohn im Falle des Wahlsiegs von PiS anzuheben, gibt Anlass zu großer Sorge. Die versprochene Erhöhung des Mindestlohns auf 2,6 Tsd. Zlotys brutto im Jahr 2020 und dann schrittweise bis zu 4.000 Zlotys bis 2024 ist für die Krankenhäuser tödlich.
Die PiS scheint sich jedoch nicht darum zu kümmern. In den Wahlversprechen der Partei gibt es das Thema Gesundheitsschutz fast gar nicht. Ministerpräsident Morawiecki kündigte lediglich die Einrichtung eines speziellen Modernisierungsfonds für Krankenhäuser in Höhe von 2 Mrd. Zloty an. Dies ist ein ziemlich vages Versprechen. Es ist nicht bekannt, wann dieser Fond aufgelegt wird. Was genau daraus finanziert werden kann, auf wie viele Jahre es verteilt wird oder ob es nur eine einmalige Geldspritze sein wird.
Das Wort „Modernisierung“ hört sich gut an, und Krankenhäuser müssen natürlich modernisiert werden. Aber jetzt kämpfen sie erst einmal ums Überleben.
[…] Diesmal entschied das Ministerium jedoch anscheinend, dass die Ergebnisse so schlecht sind, dass sie nicht preisgegeben werden. Zumindest nicht vor den Wahlen. Das dritte Quartal 2019 ist zu Ende und es liegen noch keine Daten für Januar bis März 2019 vor. Letztes Jahr wurden Daten für das erste Quartal im Juli bekannt gegeben, so dass sich die Verzögerung auf etwa 3 Monate belief. Jetzt beträgt die Verspätung fast ein halbes Jahr und die Behörden kümmern sich nicht darum.
Die Zukunft der Kreiskrankenhäuser (und nicht nur der Kreiskrankenhäuser) sieht düster aus. Die Situation wird durch den bevorstehenden Protest der Ärzte, die am 1. Oktober 2019 die Kampagne „Gesunde Arbeit“ starten, nicht erleichtert. Mediziner, die sich dem Protest anschließen, werden maximal 48 Stunden pro Woche arbeiten.

Zsfg.: MB

https://oko.press/o-zadluzeniu-szpitali-cicho-sza/?fbclid=IwAR3J2pEzYoZtcGLBH49K9THDTAHnTVfZt5eK4-oeHsl_V75XKbDBdCti-8Q

krytykapolityczna.pl

Alle lieben Kinder. Aber sie sollen still sein!

 

Ein Kommentar von Justyna Drath, Lehrerin und Sozialaktivistin
Angeblich lieben Polen Kinder. Zu diesem Ergebnis kann man jedenfalls kommen, wenn man die Erklärungen vom Parlamentspult und manchmal im Fernsehstudio hört. Es ist diese Liebe, die die ernsthaften Erklärungen von Politikern, Slogans und Versprechungen beeinflusst. Für die Kinder opfern wir uns und gestalten wir die Gesetze. Sie können Grund für emotionale Erpressung oder Entschlossenheit sein und die Glaubwürdigkeit unseres Images beeinträchtigen, wenn wir Politiker sind. Schlimmer wird es, wenn diese Kinder aufhören, Püppchen zu sein – stummes Objekt oder ein schönes Foto auf Instagram, und anfangen, Mensch zu sein. Wenn sie in einem Restaurant Lärm machen, sich schmutzig machen, dumme Fragen stellen oder eine eigene Meinung haben. Noch schlimmer, wenn diese süßen, hübschen Kinder aus dem Rahmen fallen, aufhören zu sagen, was wir erwarten, schreien, und was noch schlimmer ist – sie beginnen uns zu sagen, wie die Welt, die wir für sie geschaffen haben, aussehen soll. Wenn sie uns daran erinnern, dass sie überhaupt nicht so perfekt ist. Und völlig unerträglich wird es, wenn es den Anschein hat, dass sie etwas anderes über diese Welt wissen als wir, wenn sie etwas erkennen, was wir nicht erkannt haben. Und wenn sie uns an unsere Fehler erinnern.
Beim Jugendklimastreik am vergangenen Freitag wurde ich von einigen dieser Gefühle begleitet – ich fühlte mich ein wenig unwohl und sehr alt. Nicht aufgrund meiner Geburtsurkunde oder der Tatsache, dass ich viele meiner Schüler getroffen hatte. Ich hatte den Eindruck, dass ich vor einer Kraft stand, die zeitgenössische Phänomene besser verstand als ich und in ihrer eigenen Sprache darüber berichten kann. Sie ist sich der Klimarisiken bewusst, wütend auf Erwachsene, sie versucht, ein Gleichgewicht zwischen Spott und Schrecken zu halten, Themen zu zähmen, die wir als Erwachsene so sehr fürchten, dass wir Angst haben, uns mit einigen Berichten, Zahlen, Berechnungen vertraut zu machen und unsere Augen davor verschließen, uns unter der Bettdecke verstecken, in der Hoffnung, dass dann all dies verschwinden wird. Sie fürchten sich nicht. Sie sind sich der Folgen der Überhitzung der Erde, der Klimamigration und des Artensterbens völlig bewusst, und können darüber mit einer Kraft sprechen, die uns seltsamerweise fehlt.
In einem Land, in dem wir neben der Liebe zu den Kindern so oft unsere Besorgnis über deren mangelndes Engagement für das Schicksal der Demokratie zum Ausdruck bringen, ist es für uns überraschend schwierig, damit klarzukommen, dass unsere Kinder den Konflikt anders verstehen könnten wie vor einigen Jahrzehnten, die Erinnerung daran verblasst ja auch bereits für meine Generation, und sie ziehen es vor, darüber nachzudenken, ob wir auch zukünftig Wasser schöpfen können. Sie setzen Prioritäten: Was passiert mit der Kohle, wir müssen uns jetzt damit beschäftigen, in einer Minute, und Konflikte über die restlichen Themen, die uns wichtig sind, können wirklich warten. Denn auf einem toten Planeten wird es all das nicht geben (jeder kann seine eigene Antwort hier eintragen): Kaffee, Netflix, Katzen, Zbigniew Ziobro, Grzegorz Schetyna und sein Akt der Erneuerung der Demokratie, oder sogar, obwohl es nach Blasphemie klingt, die Verfassung.
Gleichzeitig steckt in diesen Slogans keine Verbissenheit oder ein Übermaß an Radikalismus. „Solidarität mit den Bergleuten, aber nicht mit dem Bergwerk“ skandierten am Freitag 15jährige als seien sie – völlig unmöglich! – klüger als die gegnerischen Parteien im Streit um den polnischen Bergbau. Aber obwohl das Motiv von puer senex, einem weisen Jungen, einem alten Jungen, der mehr weiß als Erwachsene und mit diesem Wissen belastet ist, in der Kultur schon sehr lange existiert, ist es für uns irgendwie schwierig, unseren Kinder die Eigenverantwortung zu bewilligen. Mit ihnen zu argumentieren, andere Seiten der Medaille zu zeigen, wenn wir sie sehen, aber das, was sie glauben und was sie sagen, ernst zu nehmen, nicht in Anführungszeichen zu setzen.
Unterdessen, wenn wir Greta Thunberg sehen, ein Mädchen aus Schweden mit Zöpfen, das traurige Männer in Anzügen bei den Vereinten Nationen anschreit, ist die einzige Reaktion, zu der viele von uns fähig sind folgende: Hahaha, ist ja zum Totlachen, wer hat ihr denn diese Rede geschrieben. Das ist alles, was wir sagen können. Weil es zu schwierig und zu viel für uns ist, Argumente zu diskutieren, die schließlich nicht wirklich ihre sind, sondern aus der Welt der Wissenschaft kommen und seit Jahren verfügbar sind. Und es ist ja auch wirklich blöd, gegenüber einem Kind zuzugeben, dass man weniger weiß als das Kind.

Zsfg.: AV

https://krytykapolityczna.pl/kraj/justyna-drath-mlodziezowy-strajk-klimatyczny/?fbclid=IwAR2QCsdNf5uSiWxuf0i5bsEAjvi6FLgtOhneVsSoRpl9Fg_0ugbB2_pZB-4

tygodnikpowszechny.pl

Es ist besser, gesund als krank zu sein

 
Der Weg von der Diagnose über die Behandlung bis zur Rehabilitation erfordert in der Regel unglaubliche Anstrengungen, manchmal auch die Inanspruchnahme von Beziehungen und die Bezahlung der privaten Pflege.
Die Batory-Stiftung warnt: „Wir entfernen uns vom europäischen Lebensstandard im Bereich des Gesundheitsschutzes.“ Nach dem Bericht der Stiftung befindet sich dieser Bereich in einer institutionellen, finanziellen und personellen Krise. Das System ist stark zentralisiert und es besteht die Tendenz, die Verantwortung auf die lokalen Selbstverwaltungen zu verlagern, jedoch ohne Sicherstellung der Finanzierung. Die meisten Krankenhäuser unterliegen den Kommunalverwaltungen, das heißt, der am meisten verschuldete Bereich (Die Regierung hat, entgegen der Gewohnheit, es einmal im Quartal zu tun, wahrscheinlich wegen der Wahlen, keine aktuellen Daten zur Verschuldung der Krankenhäuser vorgelegt. Auf nationaler Ebene belief sie sich im März auf 12,8 Mrd. PLN; derzeit können es bis zu 20 Mrd. PLN sein). Die Grundversorgung und spezialisierte Gesundheitsleistungen sind finanziell gut dran, aber die mangelnde Koordination zwischen den einzelnen Sektoren führt dazu, dass das System „den Patienten nicht sieht“.
Institutionelle Probleme gehen mit einer chronischen Unterfinanzierung des Systems einher und mit der Personalkrise (laut OECD-Ranking kommen in Polen auf 1.000 Einwohner 2,4 Ärzte, Durchschnittswert in der Europäischen Union 3,6).
Die Batory-Stiftung schlägt eine gründliche Rekonstruktion des Systems vor. Lokale Regierungen sollen die Entscheidungsgewalt bekommen mit umfassenden Rechten ausgestattet und unterstützt mit Geldern, die heute vom Nationalen Gesundheitsfond verwaltet werden. Die Selbstverwaltungen der Woiwodschaften würden für die Behandlungen im Krankenhaus verantwortlich sein. Die Kreisverwaltungen würden die Grundversorgung und spezialisierte Gesundheitsleistungen organisieren und ein Netz von Behandlungsräumen (sogenannte Gesundheitshäuser) unter einheitlicher Leitung schaffen, um eine koordinierte vorklinische Versorgung zu gewährleisten.
Und wie kann man dem System Geld hinzufügen? Die Stiftung schlägt unter anderem vor, die Erhöhung der Subventionen aus dem Staatshaushalt mit Einsparungen nach der „kritischen Überprüfung von Institutionen und Programmen“, Erhöhung der Gesundheitsprämie von derzeit 9% und Einführung regionaler Beiträge.

Zsfg.: JP

https://www.tygodnikpowszechny.pl/lepiej-byc-zdrowym-niz-chorym-160401?fbclid=IwAR0Zvt5FOcqBeC5nfftWBgDnsRJ8qwatgtZxL7xdfbpsfWnDGbB_oRw2Ukw

                                                                        ZITAT DER WOCHE

„Die Opposition ist verpflichtet, in dieser Kampagne zivilisiert zu debattieren und nicht ständig nach Skandalen Ausschau zu halten.”
Piotr Gliński – seit 2015 Kulturminister, Professor für Soziologie.
 
                      MEDIENSPIEGEL – IN DER DEUTSCHSPRACHIGEN PRESSE ÜBER POLEN 

zdf.de

Wahlkampf in Polen
https://www.zdf.de/nachrichten/heute-in-europa/wahlkampf-in-polen-102.html?fbclid=IwAR1etnawUvCMjjA_vUzhq6YOCjameB-I-qCuNVi8LpBmH7CfA3FuPk2Pdxs


sueddeutsche.de

„Uns geht der Sauerstoff aus”
https://www.sueddeutsche.de/medien/pressefreiheit-polen-oesterreich-ungarn-1.4609571


zeit.de

Rückschläge für polnische Richter im Konflikt mit der Justizreform
https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-09/polen-richter-justizreformen-eugh-unabhaengigkeit-regierung?fbclid=IwAR36Sbk_5wixCg9qDcyVZCtBm0HTmwuGUvDIIqthLD6qqG08eZfT2g3oE8c


ln-online.de

Danzigs Stadtpräsidentin hält die Brandt-Rede in Lübeck
https://www.ln-online.de/Nachrichten/Kultur/Kultur-im-Norden/Danzigs-Stadtpraesidentin-haelt-Luebecker-Willy-Brandt-Rede


ejz.de

Polens Ex-Außenminister Sikorski: Russland-Sanktionen sind richtig
https://www.ejz.de/blick-in-die-welt/politik/polens-ex-aussenminister-sikorski–russland-sanktionen-sind-richtig_241_111777880-122-.html

 DEKODER auf Deutsch
 https://dekoder.com.pl/deutsch-artikel/

 DIALOG FORUM – Perspektiven aus der Mitte Europas
 https://forumdialog.eu/

 POLEN und wir – älteste Zeitschrift für deutsch-polnische Verständigung
 http://www.polen-und-wir.de/
REDAKTION:
Małgorzata Burek | Jerzy Paetzold
Christel Storch-Paetzold | Andreas Visser | Krzysztof Wójcik
Layout: Małgorzata Nierhaus