Pressespiegel 201811 vom 15.03.2018

 

 

Polen-Newsletter 11/2018

vom 15.03.2018

Mitte 21 – Verein zur Förderung der Völkerverständigung und der Demokratie e.V.

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Adam Manikowski: Berichterstattung im Ausland ist meine Pflicht als Pole
Der Historiker Dr. Adam Manikowski schreibt in einem offenen Brief, dass die Kritik an der PiS Regierung im Ausland oder das Lob der letzten 25 Jahren der Dritten Polnischen Republik in Polen als Verrat betrachtet wird. „Polen erhebt sich von den Knien, und die Helden der AK [Landesarmee] werden gegen die des Massenmordes angeklagten [Partisanen] Bury und Ogien ausgetauscht oder gegen die mit den Nazis kollaborierende Brigade Swietokrzyska“, fährt Manikowski fort.
Er erinnert daran, dass die Polen in der Zeit der Volksrepublik dem Radio Free Europe berichteten, was im Land geschieht. „Ohne den Verrat an der sozialistischen Heimat, würde niemand die Wahrheit über die Situation in unserem Land erfahren“, bemerkt der Historiker. Er schreibt, dass er das erwähnt, weil viele seiner Landsleute vergessen haben, wie es sich in einem Land lebt, wo die Regierung jeden Bereich des Lebens kontrolliert.
„In Polen gehen wir langsam, aber konsequent in die kommunistische Ära zurück. Menschen verhalten sich zunehmend wie im Kriegszustand. Wir haben ein orwell’sches Klima, wir verlieren moralische Prinzipien“, resümiert Dr. Adam Manikowski. Er sagt auch, dass die Regierung bald die Bürger belästigen und in Gefängnisse einsperren wird.
Der Historiker warnt davor, dass die Eliten mental beschränkt sind und dass die Verletzungen von ethischen Normen zur Grundlage der politischen Karriere wurden. „In demokratischen Systemen gibt es auch solche Erscheinungen, aber sie unterliegen sozialer Kontrolle und es gibt die Möglichkeit der Kontrolle durch freie Gerichte“, fährt er fort.
Manikowski betont, dass die Gesellschaft einer primitiven Propaganda der Regierung unterworfen ist durch die Verwandlung der Medien in die Propagandaröhre des Regimes, und die Änderung der Gerichte in abhängige Marionetten. „Eine solche absolute Macht über die Justiz gab es nicht einmal im Faschismus oder im Kommunismus“ sagt Manikowski.
Er fordert ferner, dass eine solche Regierung bekämpft werden muss, beginnend mit der Bekämpfung des Mythos von Smolensk. Er fügt hinzu: „Als Mensch habe ich Mitgefühl mit Jarosław Kaczyński wegen des Verlusts seines Bruders. Aber der Verlustschmerz darf nicht eine Art Staatsreligion werden.”
Der Historiker sagt, dass durch die Änderung des Gesetzes über das IPN nach 50 Jahren wieder ein unverständlicher Antisemitismus aufgeflammt ist. Das erinnert ihn daran, was in den späten 60er Jahren geschehen ist. „Faschismus, Kommunismus, Autoritarismus müssen nicht braun, schwarz oder rot sein. Sie können ruhig weiß-rot sein“, schließt er.
In seinem Brief dankt er Danuta Jazłowiecka, Róża Thun, Julia Pitera, Barbara Kudrycka, Danuta Hübner, Michal Boni und Frans Timmermans. Er sagt, sie haben Recht, wenn sie im Europäischen Parlament die wirklichen polnische Interessen verteidigen. „Wenn wir in Freiheit leben wollen, müssen wir mutig sein und auch an den Appell von Peter S. denken.“
Mehr im Portal wiadomo.co:
https://wiadomo.co/adam-manikowski-donoszenie-za-granice-to-moj-obywatelski-obowiazek/
Zsfg.: JP

monitorkonstytucyjny.eu

Erklärung von Prof. Dr. habil. Adam Strzembosz und Prof. Dr. habil. Andrzej Zoll

[…]
  1. Eine gründliche Reform des Gerichtswesens erfolgte gemäß des Projekts von 1981, das vorbereitet wurde von Richtern, die Mitglieder der oppositionellen Gewerkschaft „Solidarność” waren. […]. Das Projekt wurde von der Regierung angenommen angesichts der beurkundeten Abhängigkeit der Richter von der Politik und von der Gerichtsverwaltung. Diese Reform wurde damals zur Grundlage des Gesetzespaketes vom 20.12.1989 das von der ersten nicht-kommunistischen Regierung unter Tadeusz Mazowiecki erlassen wurde. Eines davon war das Gesetz über den Staatlichen Richterrat, dessen Aufgabe war die Gewährleistung der Unabhängigkeit der Gerichte und Richter. Insbesondere sollte der Rat die Besetzung der Richterstellen überwachen. Das Gesetz besagte eindeutig, dass die Richter der allgemeinen Gerichte, der Verwaltungsgerichte und Militärgerichte sowie die des Obersten Gerichtshofs die Mehrheit der Mitglieder des Rates bestimmen. […].
  2. Die Autoren der Verfassung von 1997, die ein Kompromiss zwischen verschiedenen politischen Kräften war und die Teilung der Gewalten als Grundstein für die Gewährleistung der Bürgerrechte festlegte, nahmen dieses Projekt in die Verfassung auf […]. Auf diese Art und Weise wurde das von der „Solidarność” entwickelte Konzept in die Verfassung übernommen. […]
  3. Angesichts dessen stellt die Berufung der 15 Richter durch den Sejm ein klarer Verfassungsbruch dar. […]
  4. In der aktuellen Lage fühlen wir uns verpflichtet […] zu erklären, dass der gegenwärtige Richterrat […] die in der Verfassung verankerten Voraussetzungen nicht erfüllt. Somit sind deren Beschlüsse von Natur aus als nichtig zu betrachten. Damit müssen alle rechtlichen Folgen der Beschlüsse, wie zum Beispiel die Ernennungen der Richter und Entscheidungen über Beförderungen der Richter, in der Zukunft geprüft werden.
[…]
Zsfg.: MB

http://monitorkonstytucyjny.eu/archiwa/3242


newsweek.pl

Wie viel Geld hat das Große Orchester der Weihnachtlichen Hilfe gesammelt?
Jurek Owsiak zieht Bilanz

Die größte polnische Wohltätigkeitsaktion WOŚP (das Große Orchester der Weihnachtshilfe) bricht Jahr für Jahr Rekorde. Nicht anders war es auch in diesem Jahr. Bereits am Tag des großen Finales waren die Spenden rekordverdächtig, 81 423 542 Zlotys. Jetzt, zwei Monate später, wurden die abschließenden Daten mitgeteilt. Es ist schon wieder ein Rekord- und was für einer! 126 373 804,00 Zlotys !!! Das sind über 20 Millionen mehr als im Vorjahr. 2018 wurden die Spenden für die Ausstattung der Frühchenstationen gesammelt.
Bei der Gelegenheit bedankte sich der Leiter des WOŚP Jurer Owsiak bei allen Beteiligten und appellierte, auf die Änderungen des Gesetzes über öffentliche Spenden zu verzichten. Die neue Vorschriften erlauben es, jede Sammlung zu jeder Zeit zu stoppen.

Zsfg.: MB


http://m.newsweek.pl/polska/spoleczenstwo/ile-zebral-wosp-w-2018-rekord-wosp-na-26-final,artykuly,424368,1.html


onet.pl / liberal

Neues Dokument des Außenministeriums zu den Beziehungen mit den USA

„Auf Grund der Bedeutung der USA für unsere Sicherheit ist die Situation unannehmbar, wenn der Premierminister oder Präsident in Kontakten mit den Hauptalliierten blockiert sind“, schrieb
Jan Parys, der Kabinettschef des Außenministers Jacek Czaputowicz in einer internen Korrespondenz des Außenministeriums, die dem Portal onet.pl zur Verfügung gestellt wurde.
Onet berichtete vorige Woche von einer Geheimnote der polnischen Botschaft in Washington, in denen von einem Ultimatum der US-Seite zu lesen ist, welches das State Department der polnischer Seite gestellt hat, und die eine Blockierung der Kontakte zwischen der polnischen Regierung und dem US-Präsidenten vorsieht, solange der Streit um das polnische IPN-Gesetz nicht beigelegt ist.
Die Sprecherin des US-Außenministeriums, Heather Nauert, meinte dazu, dass Berichte über eine solche „Blockierung“ falsch seien, wobei sie betonte, dass weiterhin Differenzen wegen des neuen Gesetzes bestehen. Schließlich meinte sie diplomatisch, dass sie keine Informationen über geplante Treffen zwischen US-Präsident Trump und dem polnischen Präsidenten Duda besäße. Zu der im onet-Artikel erwähnten Drohung des Beraters Wess Mitchell, der das Ultimatum formuliert haben soll, und in dem auch von der Bedrohung der sicherheitspolitischen Zusammenarbeit die Rede war, meinte Nauert, sie habe mit Mitchell „noch nicht gesprochen“.

Zsfg.: ŁS


https://wiadomosci.onet.pl/kraj/nowy-dokument-msz-ws-relacji-z-usa/20wkvsz


crowdmedia.pl

PiS bekam Prügel in den vorgezogenen Wahlen. Deswegen braucht sie Kontrolle über die Wahlkommission

PiS freut sich auf die kommenden Kommunalwahlen, bekommt aber gerade schlechte Nachrichten aus der Provinz. In einer Gemeinde in der Nähe von Warschau wurden die Wahlen wegen eines Todesfalles vorgezogen. Gewonnen hat ein unabhängiger Kandidat mit 63% der Stimmen. Der PiS-Kandidat bekam 36%. Die Wahlbeteiligung lag sehr hoch bei 62%. Die hohe Wahlbeteiligung wird als eine Mobilisierung der Wähler gegen PiS gedeutet.

Zsfg.: JP

https://crowdmedia.pl/pis-dostalo-lomot-przedterminowych-wyborach-dlatego-potrzebuja-kontroli-nad-pkw/


wyborcza.pl / liberal

„Nein“ zum Antisemitismus und „Nein“ zur Geschichtsverdrehung

Zahlreiche polnische NGOs und Bürgerbewegungen haben einen gemeinsamen Offenen Brief an ausländische Medien und Meinungsführer verfasst, in dem sie sich eindeutig gegen den Antisemitismus positionieren und eine klare Absage an die derzeitige polnische Außen- und Geschichtspolitik erteilen, die versucht, die Geschichte umzuschreiben.
„Wir schreiben, weil es uns ein Anliegen ist, dass Euch bekannt wird, dass unabhängig davon, wie radikal und falsch die Position der aktuellen polnischen Regierung oder einiger Kreise ist, es sind nicht die Positionen und Meinungen von uns allen“, schreiben sie in dem Appell. Sie betonen, dass in Polen Millionen Menschen leben, für die der polnisch-jüdische Dialog und die Wahrheit über die gemeinsame Geschichte wichtig sind. „Wir schreiben an Euch als Freunde an Freunde. Damit ihr wisst, dass wir da sind, in Polen und überall dort, wo uns nicht nur die Geschichte und gemeinsame Wurzeln verbinden, sondern auch der gemeinsame Alltag und die Zukunft“.
Der Appell, auch unter dem Hashtag „#SolidarityInTruth“ publiziert, spricht über die Solidarität, Solidarität in der Suche nach historischer Wahrheit, Solidarität mit den Nachkommen der Holocaust-Opfer, Solidarität mit den Vertriebenen im Jahr 1968, Solidarität angesichts des Antisemitismus.
Der Appell, verfasst u.a. von Akcja Demokracja, KOD, Obywatele RP, OSK (Frauenstreik), Stefan-Batory-Stiftung, Helsinki-Stiftung zu Menschenrechten, PEN Club und vielen anderen, wird auch von dem ehem. Präsidenten Lech Wałęsa sowie zahlreichen anderen Politikern unterstützt.

Zsfg.: ŁS

http://wyborcza.pl/7,95891,23117989,nie-dla-antysemityzmu-i-nie-dla-przeklamywania-historii.html?disableRedirects=true



onet.pl / liberal

Ein von Ziobro eingesetzter Vorsitzender des Kreisgerichts in Lodz verzichtet auf seinen Posten. Andere Richter wollten ihn nicht

Richter Dariusz Limiera war seit dem 1. Februar Vorsitzender des Kreisgerichts in Lodz. Er ersetzte den Richter Krzysztof Kacprzak, der während seine Amtszeit abberufen wurde. Ende Februar fassten die Richter einen Beschluss, in dem sie eindeutig feststellten, dass die Übernahme des Postens des abberufenen Vorsitzenden „im Widerspruch mit der Richterethik stand und dass sie die in der Verfassung festgelegte Trennung der Gerichtsbarkeit und der ausführenden Gewalt verletzt.“

Zsfg.: JP

https://lodz.onet.pl/powolany-przez-zbigniewa-ziobre-prezes-so-w-lodzi-rezygnuje-nie-chcieli-go-inni/rntcttw

 

DEKODER auf Deutsch
http://dekoder.wroclaw.pl/deutsch-artikel/


DIALOG FORUM – Perspektiven aus der Mitte Europas 
https://forumdialog.eu/

 

Medienspiegel – in der deutschsprachigen Presse über Polen

 

dw.de

Polen will 685 Milliarden Euro Kriegsreparationen
http://www.dw.com/de/polen-will-685-milliarden-euro-kriegsreparationen/a-42858756


JüdischeAllgemeine.de

»Zionistische Agenten«
http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/31012


ZeitOnline.de

Parlament besetzt Justizrat mit regierungstreuen Kandidaten
http://www.zeit.de/politik/ausland/2018-03/polen-richter-landesjustizrat-pis-kukiz-15


NeuerZürcherZeitung.ch

Polen degradiert postum den Kommunismus
https://www.nzz.ch/international/polen-degradiert-postum-den-kommunismus-ld.1363160


FAZ.de

Es gibt keine Opfer zweiter Klasse
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/krzysztof-ruchniewicz-argumentiert-fuer-polen-denkmal-15477835.html

 

Redaktion :

Małgorzata Burek
Jacek Cichoń +
Jerzy Paetzold
Christel Storch-Paetzold
Łukasz Szopa
Krzysztof Wójcik