Pressespiegel 201808 vom 22.02.2018

 

 

Polen-Newsletter 08/2018

vom 22.02.2018

Mitte 21 – Verein zur Förderung der Völkerverständigung und der Demokratie e.V.

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onet.pl / liberal

Władysław Frasyniuk von der Polizei verhaftet

[Władysław Frasyniuk ist eine Ikone der Solidarność-Bewegung. 1981 wurde er zum Vorsitzenden der Gewerkschaft Solidarność der Region Niederschlesien gewählt. Im Zeitraum 1982 – 1986 war er wegen seiner Untergrundtätigkeit mehrfach in Haft. Er war Abgeordneter des Sejm in der I., II. und III. Wahlperiode; Anm. d.Ü]

Władysław Frasyniuk wurde von der Polizei in seinem Haus in Wroclaw verhaftet, berichtet TVN24. Nach Angaben seiner Frau wurde er in Handschellen abgeführt und wahrscheinlich zur Staatsanwaltschaft Warschau gebracht.
„Man erschreckt doch immer. Vier Polizisten, einer mit Kamera. (…) Es war eine Ermittlungseinheit der Polizei. Der Mann mit der Kamera war maskiert. Mein Mann wurde in Handschellen abgeführt. (…) Es ist eine sehr unangenehme Erfahrung, denn niemand hätte erwartet, dass wir im 21. Jahrhundert eine solche Zeit erleben würden, dass Władysław Frasyniuk in Handschellen abgeführt wird“, sagt seine Frau Magdalena Dobrzanska-Frasyniuk zum TVN24.
„Er wurde festgenommen, weil er konsequent auf die Vorladung der Staatsanwaltschaft nicht reagiert hat. Das ist seine bewusste Einstellung. In seiner Aussage hat mein Mann klar beschrieben, womit wir es zu tun haben“, stellte sie fest.
Frasyniuk betont, dass sie es erwartet haben. „Das ist der Moment, auf den man sich vorbereiten kann, aber man ist nie zu 100% vorbereitet“, fügt er hinzu.
Der Rechtsanwalt von Władysław Frasyniuk sagte auf TVN24: „Frasyniuks Frau wurde nicht informiert, wohin ihr Mann transportiert wird und was der Grund für die Inhaftierung ist. Ich warte auf Informationen darüber, was man mit dem Häftling vor hat“, sagte er.
[Frasyniuk wurde kurz nach der Verhaftung verhört und freigelassen; Anm d.Ü.] Die Festnahme steht im Zusammenhang mit dem Vorfall, der sich während der Feierlichkeiten zum Monatstag der Katastrophe von Smolensk am 10. Juni 2017 ereignet hat. Die Feierlichkeiten wurden von Dutzenden von Menschen gestört, die auf der Fahrbahn in Krakowskie Przedmiescie saßen und versuchten, den Marsch der Teilnehmer der Feierlichkeiten vor dem Präsidentenpalast zu stoppen. Zu den von den Polizeibeamten entfernten Gegenmanifestanten gehörte u.a. Władysław
Frasyniuk. Anfang Juli letzten Jahres hörte er den Vorwurf, „eine legale Versammlung gestört zu haben“.
Frasyniuk erschien zweimal nicht bei der Staatsanwaltschaft Warschau, am 12. Januar und 1. Februar.

Zsfg.: JP

https://wiadomosci.onet.pl/kraj/wladyslaw-frasyniuk-zatrzymany-przez-policje/3beknb5


wp.pl / liberal

NDR: Auslandspolen sollen „antipolnische Äußerungen“ melden. Ein Brief des Senats Präsidenten

Der Präsident des polnischen Senats Stanisław Karczewski verfasste im Zusammenhang mit dem umstrittenen polnischen Holocaust-Gesetz einen Brief. In dem Brief rief er die im Ausland lebenden Polen auf, „alle anti-polnischen Aussagen, Vorträge und Meinungsäußerungen zu dokumentieren und auf sie zu reagieren”. Die Informationen über „Verleumdungen, die den guten Ruf Polens schädigen“, sollen an die Botschaften, Konsulate und Honorarkonsulate weitergeleitet werden.
Das Schreiben soll über diese Stellen an Auslandspolen verschickt werden. Es wurde bereits an Konsulate in Hamburg und München geleitet.

Zsfg.: MB

https://wiadomosci.wp.pl/ndr-polonia-ma-zglaszac-antypolskie-wypowiedzi-list-od-marszalka-6220477307275393a


crowdmedia.pl / liberal

Polnische Faschisten fühlen sich straffrei. PiS ist der Nutznießer der faschistischen Wählerschaft

Als vor einem Monat der Privatsender TVN einen Bericht über polnische Faschisten zeigte, die Adolf Hitler ehrten und feierten, war die Empörung groß. Sogar der neue Innenminister Brudziński (PiS) wollte klarstellen, dass die Regierung alles Mögliche gegen diese „Randgruppen“ unternehmen würde, bis hin zu Verboten.
Inzwischen ist davon nichts mehr zu hören, und die Neofaschisten aus dem Bericht, die der Gruppe „Duma i Nowoczesność“ („Ehre und Modernität“) angehören, werben offen für neue Mitglieder und bereiten weitere Treffen vor. Für den 21. April, Hitlers Geburtstag, planen sie in Niederschlesien ein „internationales“ Treffen mit „Kollegen“ aus Deutschland, Spanien und den USA. Das Innenministerium schweigt auf die Anfragen zu diesem Thema.
Der ehemalige Außenminister Radosław Sikorski (PO) meinte dazu: „Die heutige Regierungspartei ist doch ein Nutznießer der antisemitischen und faschistischen Wählerschaft. Und will sie nicht verlieren.“ Zu der Passivität im Kampf gegen die Faschisten kommt der immer mehr offensichtliche Antisemitismus in regierungsnahen Kreisen.

Zsfg.: ŁS

http://crowdmedia.pl/polsce-faszysci-czuja-sie-bezkarni-pis-jest-beneficjentem-elektoratu-faszystowskiego/


newsweek.pl / liberal

Sind polnische Priesterseminare ein Nährboden für Rechtsextremismus?

Viele Kleriker wünschen sich extrem rechte Parteien im Sejm, nur wenige haben eine gewisse Sympathie für das Zentrum und noch weniger unterstützen die Linken. Die überwiegende Mehrheit steht jedoch hinter der gegenwärtigen Regierungskoalition. Vier von fünf Geistlichen möchten nicht neben einem Muslim leben. Das ist das Ergebnis einer Studie, die in vier polnischen Seminaren durchgeführt wurde.
An der Studie nahmen 160 Seminaristen aus vier Seminaren teil.
Es stellte sich heraus, dass das Phänomen der Islamophobie Kleriker in gleichem Maße betrifft wie den Rest der polnischen Gesellschaft. Sowohl die Kleriker als auch die Mehrheit der Polen stehen dem Islam ablehnend gegenüber.
Die Verantwortlichen der Seminare, in denen die Studie durchgeführt wurde, haben nie darauf geachtet, die Seminaristen mit einer Person einer anderen Religion vertraut zu machen. Niemand hat sie in eine Moschee gebracht, um mit den Gläubigen von Angesicht zu Angesicht zu sprechen.
Viele zukünftige Priester verbinden den Islam mit Gewalt und glauben, dass seine Anhänger besonders aggressive Menschen sind.

Zsfg.: JP

http://www.newsweek.pl/polska/spoleczenstwo/czy-polskie-seminaria-to-legowiska-jackow-miedlarow-,artykuly,423294,1.html?src=HP_Thematic_1-3poc


natemat.pl

Der Untergang der Theorie über das Attentat von Smolensk. Dieses Gutachten will die PiS-Staatsanwalt nicht veröffentlichen

Die Besatzung der Tupolew des Präsidenten verstieß bewusst gegen Sicherheitsrichtlinien und General Blasik ist persönlich für den Absturz von Smolensk mitverantwortlich. Zu solchen Schlussfolgerungen kamen Autoren des Gutachtens über den Absturz von Smolensk, informiert Gazeta Wyborcza. Obwohl das Gutachten auf Antrag der Staatsanwaltschaft ausgeführt wurde, will der Justizminister es nicht veröffentlichen.
Die Schlussfolgerungen der Experten sind eindeutig. Das Expertenteam beschreibt den Verlauf und die Ursachen des Flugzeugabsturzes. Die Maschine flog im dichten Nebel deutlich zu tief, die Flughöhe wurde deutlich zu schnell gesenkt und die Besatzung hielt sich nicht an die Sicherheitsrichtlinien. Aus diesem Grund stieß ein Flügel an einen Baum in einer Höhe von ca. 7 Meter und das Flugzeug prallte gegen den Boden. Die Sachverständigen fanden keine Beweise für eine Explosion, also auch nicht für ein Attentat. Der Flughafen von Smolensk hätte geschlossen werden müssen und die Besatzung des Flugzeuges war ungenügend geschult. Diese Schlussfolgerungen stimmen mit dem Bericht der Müller-Kommission von 2011 überein und widersprechen den Schlussfolgerungen der aktuell arbeitenden Unterkommission von Macierewicz.

Zsfg.: MB

http://natemat.pl/230219,kto-ponosi-wine-za-katastrofe-smolenska-opinia-bieglych-nie-bylo-zamachu



gazeta.pl / liberal

Premierminister legte einen Kranz nieder an den Gräbern einer NSZ-Einheit. Gerade einer Einheit, die mit den Nazis kollaborierte

Während seines Besuchs in Deutschland und der Münchner Sicherheitskonferenz hat der polnische Ministerpräsident Morawiecki einen Blumenkranz niedergelegt an Gräbern von Soldaten einer polnischen Partisaneneinheit (NSZ), die offen mit den deutschen Besatzern, vor allem mit der Gestapo, kollaborierte.
Die der NSZ angehörende „Brygada Świętokrzyska“ kollaborierte nicht nur mit den Deutschen im 2. Weltkrieg, sondern war bekannt für Morde an den dem Ghetto entflohenen Juden und „nicht rechtmäßig denkenden“ Mitgliedern des polnischen Untergrunds. Die offizielle polnische Untergrundarmee (AK) distanzierte sich von der Einheit und der NSZ.
Der Vorsitzende der oppositionellen Linkspartei „Razem“ („Zusammen“), Adrian Zandberg, bemerkte zu Morawieckis Besuch: „Indem er solche Gestalten ehrt, kompromittiert Morawiecki uns alle und macht uns alle zu deutschen Kollaborateuren. Vielleicht sind Hubert Jura (Chef der Einheit) und SS-Hauptsturmführer Paul Fuchs (Gestapo) Helden für Premier Morawiecki. Meine sind es nicht. Und ich denke, dass ich hier nicht der einzige bin.“

Zsfg.: ŁS

http://wiadomosci.gazeta.pl/wiadomosci/7,114884,23037025,premier-zlozyl-kwiaty-na-grobach-jednostki-nsz-akurat-tej.html?utm_campaign=share_article&utm_medium=deeplink&utm_source=gazetaapp

 

DEKODER auf Deutsch
http://dekoder.wroclaw.pl/deutsch-artikel/


DIALOG FORUM – Perspektiven aus der Mitte Europas 
https://forumdialog.eu/

 

Medienspiegel – in der deutschsprachigen Presse über Polen

 

Deutschlandfunk.de

Polens Kulturkampf
http://www.deutschlandfunk.de/pis-kulturpolitik-polens-kulturkampf.922.de.html?dram%3Aarticle_id=402998


Sueddetusche.de

„Polens Regierung schießt immer wieder über das Ziel hinaus”
http://www.sueddeutsche.de/politik/morawiecki-in-berlin-polens-regierung-schiesst-immer-wieder-ueber-das-ziel-hinaus-1.3869533


DieWelt.de

„Da kann ich mir nur an den Kopf fassen und schreien“
https://www.welt.de/politik/ausland/article173568062/Morawiecki-Da-kann-ich-mir-nur-an-den-Kopf-fassen-und-schreien.html


Deutschlandfunk.de

„Wir sind die transparenteste Stadtverwaltung Polens”
http://www.deutschlandfunk.de/polens-kulturkampf-2-5-wir-sind-die-transparenteste.795.de.html?dram%3Aarticle_id=410370


Tagesschau.de

Polen sollen Polen-Kritiker melden
http://www.tagesschau.de/ausland/polen-315.html

Redaktion :

Małgorzata Burek
Jacek Cichoń +
Jerzy Paetzold
Christel Storch-Paetzold
Łukasz Szopa
Krzysztof Wójcik