Pressespiegel 201836 vom 06.09.2018

 

 

Polen-Newsletter 36/2018

vom 06.09.2018

Mitte 21 – Verein zur Förderung der Völkerverständigung und der Demokratie e.V.

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wyborcza.pl / liberal

Kardinal Marx an polnische Bischöfe: Es ist ein Skandal, dass Tausende von Flüchtlingen im Mittelmeer ertrinken

Kardinal Prof. Reinhard Marx ist heute einer der einflussreichsten Würdenträger der katholischen Kirche. Er ist Mitglied im neunköpfigen Vorstand der Kardinäle, den engsten Mitarbeitern von Papst Franziskus, und leitet die Deutsche Bischofskonferenz.  Am 30. August war er im Europäischen Solidaritätszentrum (ECS) in Danzig, wo er zu einer jährlichen Konferenz mit dem Titel „Ethik der Solidarität“ eingeladen wurde.
Sein Vortrag wurde von Menschenmassen besucht, der größte ECS-Raum war fast bis auf den letzten Platz gefüllt. An dem Treffen nahmen die Stadtverwaltung, viele Politiker verschiedener Lager sowie hohe Vertreter der Kurie in Danzig teil, wobei Erzbischof Sławoj Leszek Głódź im Vordergrund stand.
Wenige Stunden vor dem Vortrag traf Kardinal Marx den ehemaligen Präsidenten Lech Wałęsa und legte einen Kranz am Denkmal der gefallenen Werftarbeiter nieder.
In seinem fast eineinhalbstündigen Vortrag ging Kardinal Marx auf sehr viele Themen ein, die aktuelle Probleme Europas, der Welt und der Kirche betreffen. Er zitierte Stellen aus der Bibel, der Enzyklika von Papst Johannes Paul II. und Papst Franziskus, aber auch ….  Karl Marx.
„Die Demokratie ist heute in der Defensive, was ein Warnzeichen für die Christen sein sollte. Die Grundlage der Demokratie ist Freiheit und Verantwortung, und diese Werte sind auch die Grundlage der christlichen Welt. Demokratie ist nicht nur eine Wahl alle vier Jahre, sie ist auch eine Ethik des Dialogs und kein Aufzwingen der eigenen Religiosität und Lebensweise an die Anderen. Das ist die Spannung zwischen Freiheit und Verantwortung.“
„Es war nicht unpatriotisch, dass die Mitgliedstaaten der Union einen Teil ihrer Souveränität zugunsten der Werte der gesamten Gemeinschaft aufgegeben haben. Im Gegenteil, es war ein Ausdruck von Patriotismus, im Interesse der Verteidigung des Friedens, der Zusammenarbeit der europäischen Gemeinschaft und der Solidarität. Papst Franziskus sagt zu Recht, dass wir alle für die ganze Welt verantwortlich sind, weil diese Welt nicht irgendeiner Nation, sondern allen Menschen gegeben wurde. Deshalb brauchen wir eine Gemeinschaftspolitik, denn wer so viel wie möglich für sich in Anspruch nimmt und sich mit einer Mauer umgibt, wird nicht gewinnen. Die Interessen aller Menschen müssen stets berücksichtigt werden. Wo sollte die christliche Kirche im 21. Jahrhundert stehen? Sicherlich nicht auf der nationalistischen Seite.“
Für diese Worte belohnte das Publikum den Kardinal mit Applaus.
Der Vortrag des Kardinals war jedoch am stärksten, als er über die Hilfe für Flüchtlinge sprach. Er sagte, die Christen dürften sich nicht von den Migrationsproblemen der südeuropäischen Länder Italien, Spanien und Griechenland ablenken lassen. Es war schwer, nicht den Eindruck zu bekommen, dass er sie direkt an die polnische Regierung und an einen Teil der polnischen Kirche richtete.
„Es ist skandalös, dass im 21. Jahrhundert jedes Jahr zweitausend Menschen im Mittelmeer ertrinken, Flüchtlinge. Wir alle sind dafür verantwortlich und müssen etwas dagegen tun“, sagte der Kardinal, und er erhielt erneut Beifall .

Zsfg.: JP


http://trojmiasto.wyborcza.pl/trojmiasto/7,35612,23844376,kardynal-marx-do-polskich-biskupow-to-skandal-ze-co-roku-w.html


fronda.pl / katholisch, nationalistisch

Ein Gipfeltreffen: Kardinal Marx bei …. Lech Wałęsa

Lech Wałęsa, ein bekannter polnischen Aphoristiker, der auch erfolgreich im Lottospielen ist, traf sich in Danzig mit dem deutschen Kardinal Reinhard Marx. Der Kardinal besuchte die Küstenstadt  auf Einladung des Präsidenten von Danzig Paweł Adamowicz (Herr Adamowicz ist ein bekannter Besitzer zahlreicher Wohnungen und Bankkonten …).
Während seines Gesprächs sprach der bedeutende polnische Denker Lech Wałęsa mit dem deutschen Kardinal über die Gefahren des Populismus. Zweifellos hat Deutschland Erfolge bei der Bekämpfung des Populismus, vor allem in der Nähe von der Westerplatte, die nicht weit von Wałęsas Wohnsitz entfernt ist.
Kardinal Marx ist bekannt für seine Unterstützung der Priester, die mit Homo-Gemeinschaften sympathisieren, für das Befürworten der Kommunion für Geschiedene, für seinen Kampf gegen den katholischen Traditionalismus (der seiner Meinung nach zum Terrorismus führen sollte), für seinen Kampf gegen den Euroskeptizismus, für seine Unterstützung für die islamische Einwanderung, für seine Anerkennung der intellektuellen Rolle von Karl Marx, für seine Kritik an der Partei PiS, und für seine Ablehnung von Kreuzen in bayerischen Büros.

Zsfg.: JP

http://www.fronda.pl/a/spotkanie-na-szczycie-kardynal-marx-u-lecha-walesy,114652.html


oko.press

Mehrheit der Polen befürwortet das „Anvertrauen“ Polens an die Schwarze Madonna durch Morawiecki

Am 8. Juli 2018 vertraute Polens Premierminister Mateusz Morawiecki während der Pilger-Fahrt in Częstochowa Polen der Schwarzen Madonna an.
Das unabhängige Nachrichtenportal OKO.press hat das Forschungsinstitut IPSOS beauftragt, zu ermitteln, wie diese Geste bei den Polen angekommen ist. Während Morawiecki u.a. sagte: „Heller Berg [Jasna Góra – poln. Name des Klosters in Częstochowa], Schwarze Madonna, habe in deiner Obhut die ganze Nation, die für deinen Ruhm lebt!“, meinten die Redakteure, dass die Mehrheit der Polen diese Worte sehr kritisch bewerten wird. Auch weil in der Verfassung „die öffentliche Macht in der Republik Polen bewahrt eine Neutralität in Religionsauffassungen“ (Art. 25 Par. 2 der poln. Verfassung).
Die Ergebnisse sind daher mehr als überraschend: 53% (27% entschlossen, 26% „eher“) der Polen denkt, dass das Verhalten des Regierungschefs richtig war, während 41% dies verneinen (19% „eher nicht“ und 22% „definitiv nicht“).
Interessanterweise befürworten junge Polen (18-24 Jahre) die Ansprache des Premiers sogar mehr als die ganze Gruppe. Dieser Meinung schließen sich auch Gruppen mit schlechterer Bildung, Landbewohner und die ärmeren Schichten an.
Überwiegend positiv sehen diese Aussagen die Anhänger der Regierungspartei PiS – über 83% befürworten die Erklärung.

Zsfg.: ŁS

https://oko.press/wiekszosc-polakow-popiera-zawierzenie-polski-czarnej-madonnie-przez-morawieckiego-sondaz/


crowmedia.pl

Andrzej Dudas Weg ohne Wiederkehr. Wird der Staatsgerichtshofs  für den Präsidenten zur Tatsache?

Der Europäische Gerichtshof hat entschieden, die Klage der Richter des polnischen Höchsten Gerichts aufzunehmen. Die Klage richtet sich gegen die Einführung der neuen, verfassungswidrigen Bestimmungen zur Verkürzung der Amtszeit von aktuellen und Ernennung von neuen Richter.
Wie aus den Aussagen des Regierungschefs Morawiecki oder des Bildungsministers Gowin zu schließen ist, hat die polnische Regierung vor, die Entscheidung des Europäische Gerichtshofs nicht zu akzeptieren und der wahrscheinlichen Aufforderung, die Gesetzesnovelle zurückzunehmen bzw. zu korrigieren, nicht zu folgen.
Währenddessen hat sich laut einigen Rechtsexperten Präsident Andrzej Duda durch die Unterzeichnung dieses Gesetzes inclusive Veröffentlichung im Gesetzesblatt nun eindeutig und „schwarz auf weiß“ als Verfassungsbrecher bestätigt. Dieses kann ihm in der Zukunft – sollten sich die politischen Mehrheiten ändern – eine Klage vor dem polnischen Staatsgerichtshofs  bringen. Dies wäre das erste Mal, dass ein ehemaliger Politiker auf diese Weise verurteilt wird.

Zsfg.: ŁS

https://crowdmedia.pl/andrzej-duda-idzie-w-zaparte-trybunal-stanu-dla-prezydenta-stanie-sie-faktem/


dziennikbaltycki.pl

Kommunalwahlen 2018; Kacper Płażyński über die historische Politik der lokalen Behörden. Adamowicz antwortet

Der Kandidat der Vereinigten Rechten für das Präsidentenamt von Danzig, Kacper Płażyński, berief eine Konferenz mit Prof. Andrzej Nowak ein. Sie rechneten mit dem derzeitigen Präsidenten Paweł Adamowicz ab in der Frage der Identitätspolitik des Rathauses. Prof. Andrzej Nowak unterstützt offiziell die Kandidatur von Kacper Płażyński. Weil, wie er sagte: „Die Fortsetzung der historischen Politik von Präsident Adamowicz historische Lügen festigt.“
Płażyński beschuldigte Adamowicz, Verwirrung zu stiften und Spaltungen zu schaffen.
„Völlig unverständlich, dass Herr Adamowicz einen Wundbrand aus der Zeit, als Danzig noch eine Nazi-Stadt war, reingelassen hat. Eine Erinnerung, dass Danzig früher kein Teil der Republik Polen war, verletzt uns Polen. Wir können die Identitätspolitik nicht auf Fragmente der Geschichte stützen, die antipolnisch sind“, sagte Kacper Płażyński.
Präsident Paweł Adamowicz, von „Dziennik Baltycki“ gebeten, auf die Worte seines politischen Konkurrenten zu antworten, kommentiert:
„Es gibt einige Landsleute, darunter Herr Płażyński und Herr Professor Nowak, welche die Deutschen überall sehen. Ich bin Pole, ich spreche Polnisch, das Rathaus spricht Polnisch. Wir von Danzig schämen uns nicht der Vergangenheit. Weder der jüdischen noch der deutschen noch der mennonitischen Vergangenheit. Wir schämen uns nicht für die Geschichte von Danzig, die über 1000 Jahre alt ist, und wir werden diese Vergangenheit nicht gewaltsam polonisieren, wie es die Kommunisten taten. In der Vergangenheit von Danzig versuchen wir alles Gute zu sehen. Ich weiß nicht, inwieweit Herr Płażyński die Geschichte von Danzig kennt. Vielleicht hat für ihn Danzig erst 1945 begonnen. Für mich begann Danzig vor mindestens 1020 Jahren. Jacek Kurski hatte gefunden, dass der Großvater von Donald Tusk  in der Wehrmacht war, während andere „bedeutende“ Politiker von PiS versuchten, uns mit den Deutschen zu zerstreiten. Sie vergessen, dass mehrere Millionen polnische Frauen und Männer in Deutschland leben. Sie vergessen, dass Deutschland unser wichtigster Wirtschaftspartner ist. Die Herren von PiS sollen uns keine Angst vor den Deutschen machen, wie es Bierut, Gomułka, Jaruzelski und andere Kommunisten taten. Wir haben keine antideutschen Komplexe!“

Zsfg.: JP


https://dziennikbaltycki.pl/wybory-samorzadowe-2018-kacper-plazynski-o-polityce-historycznej-wladz-samorzadowych-adamowicz-odpowiada/ar/13445197


dorzeczy.pl / konservativ

Owsiak drängt auf Protest gegen die „Segregation der polnischen Kinder“

„Das Bildungsministerium hat ein Massaker-Gesetz vorbereitet, eine Massaker-Verordnung, die es Kindern mit verschiedenen Behinderungen verbietet, Zeit mit Gleichaltrigen zu verbringen. Es ist unwahrscheinlich, dass im 21. Jahrhundert in Mitteleuropa, in Polen, in einem Land, das einen so unglaublichen Hintergrund an Toleranz in seiner Geschichte hat, Kindern verboten wird, mit Gleichaltrigen zu lernen, so dass sie in vier Wände eingeschlossen werden und eine so genannte individuelle Erziehung erhalten“, sagt Jurek Owsiak [Gründer der größten nicht staatlichen Wohlfahrtsorganisation Das große Orchester der Weihnachtshilfe] in einem auf Facebook veröffentlichten Video.
„Wenn Sie können, gehen Sie auf die Website naszademokracja.pl, um die Erklärung zu unterzeichnen, (….) um diese Trennung zu beenden. Kinder werden nach ihrem Gesundheitszustand getrennt. Das ist inakzeptabel. Lasst uns protestieren! Das große Orchester der Weihnachtshilfe steht hinter allen behinderten Kindern“, ergänzt Owsiak. Die Opposition warnt davor, dass behinderte Kinder durch die Einführung neuer Regelungen nicht in Bildungseinrichtungen lernen können und fordert deren Abschaffung. Die Bildungsministerin hingegen verspricht, dass jedes Kind, das es braucht, einen individuellen Stundenplan hat. Es kann sowohl zu Hause als auch in der Schule lernen.

Zsfg.: JP

https://dorzeczy.pl/kraj/75327/Owsiak-namawia-do-protestu-przeciwko-segregowaniu-polskich-dzieci.html


Zitat der Woche

Aber warum sagen Sie, dass uns Jesus einigt, und nicht z.B. Papst oder Gott?

„Weil es in Polen keinen Gott gibt. In Polen gibt es den gekreuzigten Jesus, unglücklichen Jesus,  über Polen weinender Jesus, Jesus, der sich ewig um Polen sorgt, Jesus, der, wie man in tausend Krippen jedes Jahr sehen kann, in Zakopane geboren wurde und ein Pole war. Die Muttergottes war Polin, beide sprachen polnisch, sie wurde auf ihrer Wange vom Schwert des grausamen Feindes von Polen, einem Tataren, verwundet….
Ich scherze, aber nur ein bisschen, weil das gar nicht so schlecht ist. Es ist warm und die Polen mögen es sehr. Sie erlebten zu viel, um nicht an einen höheren freundlichen Beistand zu glauben. Natürlich können viele von uns die christliche Zärtlichkeit für das Herz der in Podhale geborenen Madonna der Schmerzen mit einem schwarzen T-Shirt mit der Aufschrift ‘Tod den Feinden des Vaterlandes’ und einer ausgestreckten Faust verbinden.“Und sie sehen darin kein Widerspruch?„Widerspruch? Was für ein Widerspruch? Wo? Das ist eben Polen!“

Stefan Chwin ein polnischer Schriftsteller, Essais und Literaturhistoriker in  einem Interview für „Gazeta Wyborcza“

DEKODER auf Deutsch
https://dekoder.com.pl/deutsch-artikel/


DIALOG FORUM – Perspektiven aus der Mitte Europas 
https://forumdialog.eu/

 

Medienspiegel – in der deutschsprachigen Presse über Polen

 

deutschlandfunkkultur.de 

Wie Polen über die Geschichte des Zweiten Weltkriegs streitet
https://www.deutschlandfunkkultur.de/pawel-machcewicz-der-umkaempfte-krieg-wie-polen-ueber-die.950.de.html?dram:article_id=426486


Spiegel.de 

Frankreichs Außenminister über EU-Rechtspopulisten „Wir sind nicht bereit, für dieses Europa zu bezahlen”
http://www.spiegel.de/politik/ausland/frankreich-aussenminister-jean-yves-le-drian-attackiert-eu-rechtspopulisten-a-1225638.html


zeit.de

Diese Frau sagt Nein
https://www.zeit.de/2018/36/malgorzata-gersdorf-polen-regierung-entlassung-recht-unrecht


deutschlandfunk.de 

Heiligenschein mit Schatten
https://www.deutschlandfunk.de/missbrauch-heiligenschein-mit-schatten.886.de.html?dram%3Aarticle_id=426754


ostpol.de

Das laute Schweigen im Osten
https://ostpol.de/beitrag/5223-das-laute-schweigen-im-osten

Redaktion :

Małgorzata Burek
Jacek Cichoń +
Jerzy Paetzold
Christel Storch-Paetzold
Łukasz Szopa
Krzysztof Wójcik